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Tok Tok Tok …

30. November – Bei Minusgraden aufgewacht, sitze ich nach einem langen Arbeitstag in meiner Küche und wische gedankenverloren die von Plätzchenteig und Zuckerglasur malträtierte Arbeitsplatte der Kücheninsel ab. Nichts ahnend summe ich leise Weihnachtslieder vor mich hin, bis ich plötzlich ein ganz leises Knarzen höre. Ich spitze die Ohren. Ob ich es mir nur eingebildet habe? Es war kaum wahrnehmbar und doch deutlich zu hören.

„Unsinn“, denke ich mir, doch da … Tok tok tok … war es wieder!

Vorsichtig schleiche ich mich auf Zehenspitzen zur Haustür und lausche in die Stille hinein. Und höre – nichts. Quälend langsam öffne ich die Haustür und schaue nach links, nach rechts. Ganz am Ende der Einfahrt sehe ich einen schwachen Kerzenschein über den Boden flackern. Ohne Schuhe trete ich mit meinen dünnen Baumwollsöckchen nach draußen auf den halb gefrorenen Weg. Mache erst einen Schritt, dann einen zweiten. Und näher mich so der kleinen leuchtenden Laterne, an der sich immer deutlicher ein roter, spitzer Fleck abbildet.

Fast schon zu Eis erstarrt, sitzt ein festgefrorener kleiner Wichtel auf der Laternentür, der sich vor Kälte nur so am Schütteln ist. Zitternd übergibt er mir eine bunte, vom Nordpol frankierte Postkarte:

Hallo,

der Weihnachtsmann schickt mich zu dir in dieser Zeit.
Ich berichte was du tust bei jeder Gelegenheit.
Wenn du schläfst, flieg ich durch die Nacht,
zum Weihnachtsmann, der immer wacht.
Am Heiligabend ist die Arbeit getan.
Und dann wohne ich wieder beim Weihnachtsmann.
Doch bevor wir mit dem Schabbernack beginnen,
musst du noch einen Namen für mich ersinnen.
Dein Weihnachtswichtel.

Sprachlos setze ich den kleinen Mann neben einer Kerze ab und drehe mich ungeduldig im Kreis.

Von nun an wird mich also mein treuer Wichtelfreund durch die Adventszeit begleiten und alle meine sportlichen Abenteuer miterleben.

Soll es Dobby, Wibbel oder Jingle sein? Vielleicht fällt mir noch was besseres ein…

Ich luge zu ihm hinüber und merke wie langsam Leben in ihn zurückkehrt. Unter seinen leuchtend blauen Augen, zeichnet sich ein schelmisches Grinsen ab. Ob das wohl etwas Gutes verheißen lässt?

1. Dezember – Laufschuhgewimmel

Ruckartig schrecke ich aus dem Schlaf hoch. Ein ohrenbetäubendes Katzengejaule dringt zu mir durch und lässt jedes meiner Nackenhaare emporschnellen. Noch unsicher, ob ich fliehen oder kämpfen soll, wird mir schlagartig bewusst, dass der kleine Wichtel wohl so eben vom Nordpol zurückgekehrt ist und nun ein Guten-Morgen-Ständchen zum besten gibt…

Und so muss ich nicht mehr lange über den Wichtelnamen ersinnen.

Jingle – so soll er klingen.

Obwohl mir nicht ganz wohl zu Mute ist, muss ich mich sputen und Jingle alleine im Haus zurücklassen. Was der kleine Mann wohl anstellen wird?

Nach einem langen Arbeitstag ist es verdächtig still im Haus. Ich linse um jede Ecke, bis ich Jingle im Wohnzimmer entdecke…

Jingle hat alle meine Laufschuhe hervorgekramt und einen riesigen Laufschuhberg aufgebaut. Und während ich noch überlege, wer das nun wieder aufräumen soll, stehe ich schon mit Laufkleidung bewaffnet in der Tür und bin bereit mich durch die Finsternis zu kämpfen.

Mit Regenponcho und viel Spaß, machen wir uns auf ins Dunkle nass.

Doch oh nein, obacht! Jingle hat einen Rückzieher gemacht.

So ziehe ich alleine durch die finstere Ruh.

6 Kilometer. Eines, für jedes Paar Schuh.

2. Dezember – Kerzengeflüster

Na, das ist mir ja ein schöner Weihnachtswichtel! Schickt mich durch den Regen und liegt selber fein eingekuschelt auf dem Sofa. Da wüsste ich ja mal gerne, wie er jetzt dem Weihnachtsmann berichten soll, ob ich fleißig war oder nicht. …

Sei’s drum. Der zweite Dezember beginnt trockener und ruhiger als der Erste – Wenn das mal keine gute Tendenz ist. Allerdings ist er fast schon verdächtig ruhig… Was wohl Jingle treibt?

Was hat er vor, der kleine Wicht? Mit Feuer spielt man wirklich nicht!

So gehts mit viel Tamtam und Zipfelmütze, selber in die Kerzenstütze.

3. Dezember – Nadelduft

Da dachte sich der kleine Wicht:

Spitz und picksig, nadelfein, vielleicht fährt sich ja hinein?

Dann kann ich heute Plätzchen essen – muss mich nicht mit anderen messen!

Doch falsch gedacht, du kleiner Schelm. Auf der Rolle fährt man ohne Rad und ohne Helm!!

4. Dezember – Schneegestöber

Kaum bin ich am Plätzchen machen, denkt er an verrückte Sachen. Liegt und schiebt und rollt und rückt. Und ist selber ganz verzückt:

Schon hat der kleine Wichtel Bengel, einen wunderschönen Schnee-Mehl-Engel

5. Dezember -Blindflug

Endlich Wochenende! Frisch und fruchtig starte ich in einen wunderschönen, sonnigen Tag. Heute geht es nach gefühlter Ewigkeit wieder auf die Trampelpfade der Eifel. Mit Sack und Pack und Plätzchenduft, mache ich mich auf den Weg in Richtung Aachen, um mit einem alten Laufbekannten die Wiesen und Wälder der Region zu erkunden.

Mit vollem Körpereinsatz kämpfen wir uns gemeinsam über die Laufstege dieser Welt. Robben uns über gefährliche Wassergraben. Hüpfen und springen über Wurzeln und Steine. Ich erzähle viel und lache noch mehr. Wie sehr habe ich das vermisst. Im Gleichschritt laufen wir über eisgefrorene Glitzerlandschaften, die mein Herz ein Stück schneller schlagen lassen.

Ich genieße den wunderschönen Tag, doch irgendwie scheint meine Trailweste ein Eigenleben entwickelt zu haben. Immer öfter wackelt und zappelt es in meinem Rücken…

Achtung, Achtung! – Blinder Passagier an Bord

Da dachte sich der kleine Jingle:

Heut Abend zieht der Nikolaus, wieder mal von Haus zu Haus. Vielleicht kann ich ihn im Wald entdecken? – muss mich nur gut im Rucksack verstecken. Die Jacke werde ich schnell quitt, denn schließlich muss ich dort mit.

So kamen am Ende des Tages knapp 21 Kilometer, 400 Höhenmeter und ein fröhlicher Grinsewichtel in der Trailweste zusammen.

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Eine Adventskalendergeschichte

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3 Gedanken zu „Eine Adventskalendergeschichte

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