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Lebkuchen in rettender Not

Während ich einen Lebkuchen nach dem anderen in mich hinein drücke, klebt sich neben dem süßrig-künstlichen Pfirsichmarmeladen Geschmack das Gefühl, auf ganzer Linie versagt zu haben, an meinem Gaumen fest. Was bilde ich mir eigentlich ein, alleine in der Gegend herumzufahren und einen auf große Abenteurerin zu machen? Ich bin enttäuscht von mir. Niedergeschlagen. Ärgere mich darüber, dass ich bei der kleinsten Bodenwelle ins Zweifeln gerate. Ich spüle den Kloß in meinem Hals mit einem Schluck Kaffee herunter und gebe die Adresse des nächstbesten Campingplatzes ein. Das wäre doch gelacht!

Und Sie sind wirklich alleine hier?

Ja, ich möchte nur für eine Nacht bleiben.

Nein, wirklich nur eine Person.

Und duschen möchte ich auf jeden Fall, danke.

Nach kurzer Diskussion stehe ich umringt von richtigen echten Wohnmobilen auf einer großen Wiese. Und während der Regen melancholisch auf das Dach des Campers herunterprasselt, fühle ich mich mit einem Mal angekommen.

Denn manchmal entsteht eben doch vor lauter Lachen und Weinen ein Regenbogen im Kopf.

Die Hahnfels-Tour

Am nächsten Morgen entscheide ich, dass es Zeit wird, mich unter’s Wandervolk zu mischen. Da ich keinen blassen Schimmer habe, was man im Idealfall anziehen sollte, ziehe ich einfach alles übereinander. Irgendwas davon wird schon richtig sein. Wie eine ziemlich große Zwiebel mache ich mich auf zu Premiumwanderweg Numero 3 und entblätter mich schon nach den ersten Metern. Ganz schön warme Kiste hier.

Während mir die ersten Kilometer langweilig und eintönig vorkommen, finde ich langsam in meinen Trott hinein. Ich schaue mir die Wälder an, drifte ganz tief in meine Gedankenwelt ab. Der Wald riecht nach Nadeln, feuchter Erde und Kindheit. Für einen Moment schließe ich die Augen und atme tief ein. Die warme Luft wirbelt um meine Nasespitze herum. Kitzelt auf der Haut. Ich höre das Rauschen der Blätter, die ab und zu durch einen Windhauch über den Boden getragen werden und nehme ganz entfernt das Plätschern eines Bächleins wahr.

Ich bewundere die wunderschönen Herbstwälder und entzwiebele eine Lage nach der anderen.

It’s Summertime, Baby.

Ok, ich gebe es zu. Ich scheine unter den Wandersleuten aufzufallen und ernte einige irritierte Blicke. Aber wer es gewohnt ist, in nasser kalter Kleidung durch die Gegend zu rennen, der kann auch quasi ohne alles durch den Herbst spazieren. Ich spüre, dass es beim Wandern viel leichter ist, mich fallen und den Gedanken freien Lauf zu lassen – Oft ist man beim Laufen eben doch mal hin und wieder auf den Weg fixiert.

Ich passiere eine wunderschöne Aussichtsstelle, eine Burgruine und viele imposante Felsbrocken. Den Hahnenfels erreiche ich erst ganz zum Ende meiner Runde – und fühle mich wie der stolze Königshahn auf dem Mist.

Ding Ding – Eine neue Runde, bitte

Wenn mit einem Mal ganz plötzlich ein kleiner Camper Einzug ins Leben hält und man die erste große Tour planen möchte, stellt man sich die merkwürdigsten Fragen. Eine der Hauptfragen war, wo man überhaupt gute Übernachtungsplätze findet. Bloglesen hier, Vlogs gucken da. Ich hätte selber darauf kommen müssen:

Es gibt natürlich Apps, um Parkplätze und offiziellen Wohnmobilstellplätze zu finden. Eine der bekanntesten Apps ist Park4Night, mit der ich im Übrigen auch am liebsten arbeite. Ort eingeben, auf die bunten Symbole klicken, Bilder angucken oder Bewertungen lesen und am Ende die Adresse ins Navi eingeben. Fertig.

Alles auf rot.

Fast wie beim Roulette, setze ich alles auf eine Farbe und mache mich auf den Weg zu meinem Lagerplatz. Passiere wie ein tapferer Ritter auf weißem Ross hunderte kleine Straßen und verzauberte Walddörfer. Kreuze mit einem Kribbeln im Bauch Brücken und Schranken. Immer das Ziel im Blick, reite ich voran und stehe mit einem Mal vor meinem ganz persönlichen kleinen Traumschlossparkplatz. Ganz alleine. An einem wunderschönen herbstlichen Park gelegen.

Bilder können so schön sein

Schade Marmelade, zu früh gefreut. Natürlich gibt es auch hier in meiner kleinen Märchenparkplatzwelt ein großes schwarzes Monster, das besiegt werden will…

Kaum wird es Nacht, schleicht sie aus ihrem Versteck: Eine große schwarze Bestie breitet sich direkt vor meinem kleinen Camper aus. Vorsichtig lucke ich zwischen den Jalousien meiner dunkel getönten Scheiben hindurch: Im schwachen Schein der Laterne erkenne ich, dass es sich um einen noch jugendlichen dreiköpfigen Drachen handelt. Mir schlägt sofort ein Schwefelduft entgegen, der mir die Tränen in die Augen steigen lässt. Vielleicht ist es auch nur der Geruch von Schnaps, schalem Bier und fehlendem Deodorant – wer weiß das schon.

Nur der dünne Zeltstoff trennt mich von der Bestie, die mit jeder Stunde wilder zu werden scheint. Ob ich sie einfach erschlagen soll? Da! Ich fahre hoch. Ein gleißend helles Kreischen durchschneidet die Nacht. Ich versuche regungslos liegen zu bleiben, mich tot zu stellen. Nach einigen tiefen Atemzügen, robbe ich langsam wieder in Richtung Fenster. Scheinbar war es nur ein wildes Glucksen der Bestie. Obwohl ab und zu mal ein Funken die Nacht erhellt, speit sie scheinbar nur Schlager aus, die sie mit gierigen Mäulern in die Nacht schmettert.

Ich gebe mich geschlagen und lasse mich von Helene Fischer in die Nacht wiegen, nur um kurz darauf vom rauschendem Berufsverkehr auf der angrenzenden Straße geweckt zu werden. Hahnengeschrei mal anders.

Tag 4 – Des Wandern ist des Müllers Lust

Mit tiefen Augenringen starte ich in den letzten Tag meines kleinen Abenteuers. Wenn ich schon einmal hier bin, möchte ich mir gerne noch ein echtes Stück Pfalz erwandern. Und was braucht man dazu? Natürlich. Einen einheimischen Wanderführer. Und so geht es mit einem alten neuen Bekannten über den Keschdeweg durch die zahlreichen Hügel und Wälder der Südpfalz. Keschde bedeutet im Übrigen so viel wie „Kastanie“ und ich vermisse so nebenbei bemerkt jetzt schon heimlich meinen Fahrradhelm.

Todesmutig erklimmen wir zusammen den ersten Hügel. Um kurz darauf mit einer einmaligen Aussicht über die weiten Wälder und den terrassierten Anbau der herbstlich gefärbten Weinreben belohnt zu werden. Dichter Nebel steigt am Horizont auf – Eine Traumkulisse!

Immer wieder verändert sich die Landschaft- Und immer wieder stehen wir vor waghalsigen Abgründen und starren mit offenen Mündern dem Farbenspiel der Natur entgegen.

Mit einem Grinsen nehme ich zur Kenntnis, dass es auch hier ein Dreigestirn gibt. Ich finde Jungfrau, Prinz und Bauer haben selten mal besser ausgesehen:

Mit kölschen Liedern im Ohr und einem großen Lachen im Gesicht wandern wir weiter. Über Blättermeere und Felsen, Wurzeln und steile Treppenstufen. Erzählen viel und gucken noch mehr. Nach einer Vesper auf einer Bank (zu deutsch: Brotzeit) erklimmen wir zum Abschluss mit Mundschutz und Kamera bewaffnet die Madenburg. Lassen uns die warme Sonne um die Nasenspitze scheinen.

…Und wandern durch Berg, Tal und das ganz ohne uns zu verlaufen, zurück zum Startpunkt

Und jetzt? Wie geht es weiter?

Selten saß ich so unschlüssig vor meinem Navi. Unsicher drehe ich den Schüssel im Schloss, starte den Motor und setze den Blinker. Und mache mich auf die Suche nach meinem nächsten Abenteuer…

*Der Beitrag enthält unbezahlte Werbung und persönliche Empfehlungen

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Ein Vantastisches Abenteuer – mit dem Camper in der Südpfalz (Teil 2)

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2 Gedanken zu „Ein Vantastisches Abenteuer – mit dem Camper in der Südpfalz (Teil 2)

  1. 😲 Wann gibt’s die Fortsetzung? Wo geht es als nächstes hin? Mach es nicht so spannend.

    Eine klasse Fortsetzung und richtig schöne Bilder 👌👌👌

    Weiter so 👍

    LG Glutopa 🤷‍♂️

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