Oder auch: An einem großartigen Tag großartige Dinge lernen
Für einen Moment verharre ich auf dem Rad. Der Blick ist stur geradeaus gerichtet, die Beine angewinkelt. Und ich spüre es – das Gefühl alles kontrollieren zu können. Für eine Sekunde, einen Augenblick, in dem die Welt stillsteht und ich die Königin der Welt bin – Zumindest des Gravelbikes. Leider nur solange, bis die Sekunde vorbei ist, das Bild um mich herum zu kippen beginnt. Und ich wild mit dem Lenker von links nach rechts ruder, in einem vergeblichen Versuch nicht schon in den ersten Minuten eins zu werden, mit dem harten Steinboden, der eben noch so weit weg schien…
Meine Reise geht weiter
Als vor einigen Monaten mein kleines Gravelbike bei mir einzog, dachte ich an gemütliche Sonntagstouren, Eisdielenfahrten und an eine nasse Rennradalternative für die kalte Jahreszeit. Das aus Bodenwellen ziemlich schnell Wurzeln, aus Radwegen Trails und aus gemütlichen Ausfahrten todesmutige Bikepackingtouren werden würden, hätte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen können. Doch nun stehe ich hier. Zitternd vor Kälte und mit einem Kopf voller Ideen. Mein erstes Fahrtechniktraining kann beginnen.
Wieso kontrolliert die Polizei nie den Fahrradführerschein? Wofür habe ich den Bums in der dritten Klasse gemacht?
Der Kurs ist gebucht, das Rad gepackt. Im Internet findet man verschiedene Fahrtechnik-Kurse für alle Fahrrad-Arten und ich habe mich dazu entschieden, einen Anfängerkurs für Gravelbikes in Köln zu machen https://rockmytrail.de/nrw/koeln/gravel-fahrtechnik-kurs-in-koeln/?msclkid=813fc880cf8c11ec8f0e359f70fefe6e
Greifposition im Gelände, sauberes Schalten, kontrolliertes Bremsen – Technik für Abfahrten und Steilauffahrten sowie die Überwindung von kleinen Hindernissen standen in der Beschreibung. Und ich mittendrin in einem kleinen Teil der großen Gravelfamilie. Mit sieben Anfängern und einem sehr geduldigen und radaffinen Lehrer starten wir in unseren vierstündigen Kurs auf sicherem Untergrund. Gleichgewichthalten, Kurvenfahren, Bremsen. Gespickt mit der richtigen Haltung auf dem Rad und vielen bunten Hütchen auf dem Boden.
Das üben wir nochmal…
Ich fahre mit wenig Tempo auf den bunten Kreis zu, verlager mein Körpergewicht nach außen. Achte darauf, dass der Schwerpunkt unter mir liegt, die Pedale an Ort und Stelle stehen. Innerlich bin ich hochkonzentriert, während ich äußerlich wie ein Part des Pferdchenkarrussels wirke. Ich schaue zur Kurvenmitte und versuche meinen Blick nicht auf das verdammte äußere Hütchen zu richten, das verflucht schnell näher kommt. In einer Ausweichbewegung umfahre ich den Kurvenausgang und sehe den Verkehrspolizisten vor meinem geistigen Augen entnervt aufstöhnen.
Nur weil ein Mädchen auf einem Rad sitzt, ist es noch lange kein Radmädchen.
Mit viel Lachen und Kaffeeduft in der Nase werden wir mit jeder Minute sicherer auf dem Rad, was die Sonne mit einem breiten Strahlen quittiert. Nach anfänglicher Skepsis werde ich mutiger und freue mich, als wir endlich die Baumgrenze der Kölner Stadtwälder erklimmen.
Willkommen auf den Stadttrails
Über Staub und Wurzeln, Blätter und Äste erklimmen wir kleine Hügel und große Berge. Bei einer gefühlten Steigung von 40 %, die vermutlich kaum mehr als 16 % entspricht, bin ich mit meinem gesamten Gewicht über das Vorderrad gebeugt, in der Hoffnung, dass mich diesmal die nächste Wurzelschwelle nicht abwerfen möge.
Es quietscht, ich stöhne – wir sind im Einklang
Mit hochrotem Kopf erklimme ich wieder und wieder den gleichen Hügel. Wende in Kurven und kurve über Wurzeln. Wir lernen über Baumstämme zu fahren und bunnies zu hoppen. Machen kleine Sprünge und große Fortschritte.
Nach vier großartigen Stunden mit netten Gesprächen und hilfreichen Tipps, fahre ich mit einem Gepäckträger Wissen und einem Kopf voller schöner Erinnerungen in Richtung Heimat. Und weiß, dass es noch viel zutun gibt.
Kosten: 99 Euro
Nutzen: Sicherheit ins eigene Können, viele Kniffe und wertvolle Tipps, ein ganzer Vormittag Spiel, Spaß und Spannung