0
(0)

„Sag mal, hast du eigentlich abgenommen?“ erreicht mich eines schönen Morgens die Nachricht in meinem quietschbunten Instagramprofil. Oh wie nett. Mal endlich eine tiefgründige Anfrage. Und doch ist es irgendwie eine gute Frage, wenngleich auch etwas banal Unwichtiges.

Ja, ich besitze so etwas wie eine Waage. Und nein, ich stelle mich eigentlich nie darauf. Weil letztendlich immer die selben Zahlen angezeigt werden und sonst meist die halbe Welt zusammenbricht. Und ich will ja keinen Weltuntergang heraufbeschwören. Im Übrigen besitze ich auch so etwas wie einen Spiegel. Der sagt mir meist zuverlässiger, wie schlimm die Dinge stehen. Oder auch eigentlich nicht. Weil er mir dann meist doch nur das zurückspiegelt, was ich eh schon weiß. Aber zurück zum Thema.

Natürlich ist auf einem virtuellen Profil einer realen Frau auch immer das Aussehen von Interesse. Oder anders ausgedrückt: In erster Linie zählt die Optik. Ob die Alte scharf aussieht oder nicht. Da fällt es dem aufmerksamen Beobachter natürlich sofort auf, ob die Läuferbeinchen eher schmal oder breit wirken, sich der Hauch von Muskeln abzeichnet oder unwillkommene Dellen zu sehen sind. Was wiederum ein triftiger Grund ist, um mal nachzuhaken, ob die Dame denn zu- oder abgenommen hat. Schließlich will man(n) seine wertvollen Abonnements nicht mit Frauen vergeuden, die nicht den optischen Ansprüchen genügen.

Trotzdem beginnt mein Kopf zu rattern. Ja, ich mache momentan viel Sport und ernähre mich relativ gesund. Natürlich hat das auch Auswirkungen auf die Figur. Aber letztendlich passt sich mein Körper immer den Umständen an. In Phasen, in denen ich nicht viel Sport mache, werde ich weicher aussehen, in anderen vielleicht muskulöser oder aber wie ein schlauer Mensch einmal sagte:

„Ein Hefeteig braucht viel Ruhe um aufzugehen“

Sollte ich mich also jetzt über meinen „Abnehmerfolg“ freuen, nur um mich in Zukunft unwohl zu fühlen oder mich sogar zu schämen, weil ich nicht dem derzeitig gültigen Schönheitsideal entspreche? Natürlich erreiche ich immer wieder Körperformen, die mir persönlich auch besser gefallen. Und gerade in der virtuellen Welt, fühle ich mich oft ein bisschen wie auf der Fleischtheke: „Nein, ich hätte gerne eine, an der etwas mehr dran ist“, frei nach dem Motto

> Ich hätte gerne etwas von der Groben Fetten.

> Tut mir leid, die hat heute leider frei.

Schade Marmelade, dann erwähle dir doch bitte eine andere Dame.

Vielleicht ist das ein Beitrag, der nur für mich ist. Den ich mir in anderen Tagen durchlesen sollte, wenn mein Kopf mir wieder übel mitspielt und die Welt ein einziger Scherbenhaufen zu sein scheint. Aber nur weil schlanker werden (und sein) für viele etwas mit Disziplin zu tun hat (und somit in unserer Gesellschaft hoch geachtet und beneidet wird), heißt es nicht, dass es besser oder schlechter ist.

Feier dich nicht, weil du abgenommen hast. Sondern feier dich, weil du ein Ziel erreicht hast. Und wie dieses Ziel aussieht, entscheidest du ganz alleine.

In diesem Sinne, werde ich jetzt erst einmal eine Runde laufen gehen. Und mich danach in den Liegestuhl legen und dem Teig beim Gehen zusehen.

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Über den inneren Hefeteig und die richtige Wahl an der Fleischtheke

Beitragsnavigation


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert