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Boris Becker, Julius Brink, Dirk Nowitzki. Jede Sportart hat seine eigenen kleinen Helden, geboren in goldenen Zeiten, in der mit einem Mal und wie aus dem Nichts heraus ein Event ins Interesse der Medien katapultiert wurde.

Wimbledon 1985 – Der erst 17 Jährige Außenseiter und Jungspund Boris Becker betrat den heiligen Rasen Londons und kämpfte sich unerbitterlich trotz Regen und Verletzung bis ins Finale durch. Eine epischer Moment. Man las Schlagzeilen darüber, wie Bobbele gestandene Profis Match für Match aus dem Rennen „schlug“ und er mit seinem Titelgewinn in die Geschichtsbücher einging. Die Medien rissen sich um den deutschen Champion und die TV-Übertragungsrechte. Was folgte war der größte Tennisboom seiner Geschichte: Tennis wurde mit einem Mal nach Fußball zur beliebtesten Sportart Deutschlands, die Vereine platzten aus allen Nähten, da gefühlt jedes kleine Mädchen eine Steffi Graf und jeder Junge ein Boris werden wollte. Und obwohl die Welle wieder abklang, findet man noch heute an jeder Ecke Tennishallen und -plätze, TV-Übertragungen und Medienrummel in Zeiten der großen Meisterschaften. (vgl. Mies 2021)

Was letztendlich zeigt: Eine Sportart braucht vor allem zwei Dinge, um bei den ganz großen Mitspielen zu können

1. Ein medienwirksames Event und 2. einen Helden, der daraus hervorgeht

Über die kleine Schwester des Laufens

Während der Straßenlauf mittlerweile seinen festen Platz in der medialen Welt gefunden hat und sich immer wieder Weltrekordhalter aus der breiten Masse hervortun, scheint (wie böse Zungen vielleicht behaupten würden) die kleine Schwester des Laufens, das Trailrunning, ein absoluter Nischensport zu sein.

Obwohl es für viele Läufer nichts ungewöhnliches ist, regelmäßig heimische Wald- und Wanderwege zu belaufen, würden sie nie von sich behaupten über „Trails“ gelaufen zu sein. Was ist das denn überhaupt? Selbst unter eingefleischten Trailläufern findet man nicht selten heiße Diskussionen darüber, wann sich eine Strecke als Trailstrecke bezeichnen darf oder ab wann man als „echter Trailläufer“ gilt. Wie auf Messers Schneide scheint sich jeder seine eigene Definition zu basteln. Und doch ist das Trailrunning ein Sport, der sich vor allem in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit erfreut.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass man im Veranstaltungskalender unzählige große Straßenläufe findet und bei der Anmeldung oft nach dem ene-mene-Miste Prinzip vorgeht (wobei eine schöne Medaille oder ein tolles Verpflegungsdorf eher dafür sorgen, dass die Kiste rappelt), während sich der Otto-Normalläufer erst ein bisschen in die Trailszene hineinarbeiten muss, um Trailrunning-Veranstaltungen zu finden.

Neben familiären Trailcamps, Gruppenläufen und kleineren Trailwettkämpfen, haben sich mittlerweile ein paar größere Events hervorgetan, die auch vielen deutschen (Straßen-)Läufern ein Begriff sind: Neben dem begehrten Etappenrennen des Transalpine-Run tauchen auch der Zugspitz-Ultratrail (ZUT) oder die Walsertrailchallenge zunehmend in Gesprächen auf. Dass es auch weltweite Laufcups wie die Ultra-Trail World Tour, die Skyrunning Serie und den als einer der anspruchsvollsten Trailläufe weltweit geltenden Ultra-Trail du Mont-Blanc (UTMB) gibt, weiß meist hingegen nur der Trailläufer himself. Oder herself. Und das, obwohl es den Trailsport nicht erst seit gestern gibt.

Wächst das Trailrunning aus seinen Kinderschuhen heraus?

Doch wer die letzten Jahre aufmerksam die große, weite Internetwelt verfolgt hat, wird gemerkt haben, dass zu Zeiten des bösen C-Virus das Laufen in der Natur an Stellenwert gewonnen hat. Da meint man fast, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die Großen unsere kleine Trailrunningszene aufmischen. So traf mich die folgende Schagzeile mehr mit einem Kochlöffel, als mit einem richtigen Vorschlaghammer.

UTMB und die Marke Ironman rufen „UTMB World Series“ ins Leben – 30 Internationale Events, 3 Major Events

Und weckte in mir die Frage, ob das vielleicht unser Wimbledon ist, auf den wir all‘ die Jahre nur gewartet haben. Was würde aus unserem Nischensport werden?

Ziemlich sicher würde die mediale Aufmerksamkeit einen gewissen Hype auslösen: Sportbekleidungsmarken, Schuhhersteller und Ersatzteillager würden sofort auf den Zug aufspringen und die perfekte Ausstattung anbieten, damit sich jeder auf den heimischen Trails sicher fühlen kann. Selbst an den leichten Tagen.

Mehr Menschen würden unseren wunderschönen Sport kennen- und liebenlernen. Ausrüstungs-Technologien (wie ultra leichte Allwetter-Carbon-Trailschuhe) könnten sich weiterentwickeln und die Veranstalter, die sich mit Leib und Seele engagieren, bekämen endlich die Anerkennung, die ihnen eigentlich schon so lange zustünde. Sicherlich würde auch der kleine Mann davon profitieren und sich über mehr Veranstaltungen freuen dürfen (auch wenn der Geldbeutel vermutlich weniger erfreut wäre). Ob der Geist dieser Veranstaltungen der Gleiche bleiben würde, wage ich allerdings zu bezweifeln.

Über den Geist der Trailevents

Bisher sind Trail-Veranstaltungen eine eigene kleine Erlebniswelt. Wundermomente, in denen der Mann mit dem ausgeblichenen Marathonshirt von ’96 mit der Frau im durchgestylten Ton in Ton Look auf einer Wellenlänge läuft. Gemeinsam wird gelacht und gelitten – Und auch mal ein kurzer Moment an einem besonders schönen Punkt innegehalten. Man ist Teil einer ziemlich verrückten, doch liebenswerten Familie, die manchmal vielleicht mehr Mitglieder vertragen könnte, aber nicht unbedingt mehr Kameras braucht. Doch mehr Mitglieder können auch eine Gefahr darstellen: Aus unserer übersichtlichen Trail-Familie könnte eine große namenlose Welt werden, in der es mehr um Bestzeiten, Hotspots und Finisher-Medaillen-Postings ginge, als um das Gefühl, den Wind im Gesicht zu spüren.

Letztendlich ist die Welt immer im Wandel und es gibt zu jeder Zeit Gewinner und Verlierer – Ein weiser Spruch sagte einmal: Man kann nur gewinnen, wenn der Mut größer ist, als die Angst davor zu verlieren.

In diesem Sinne – Lasset die Spiele beginnen.

Quellen: Mies, Andreas (2021): Steffi Graf und Boirs Becker als Selbsternannte Außenseiten den Tennisboom in Deutschland auslösten. Online unter: Steffi Graf und Boris Becker: Der Tennisboom in Deutschland (andreasmies.com)

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Big Business = Big Chance? Über die Gretchenfrage in der Sportwelt

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2 Gedanken zu „Big Business = Big Chance? Über die Gretchenfrage in der Sportwelt

  1. Hallo Sara, auch dieser Blogbeitrag ist wie immer super geschrieben und auch inhaltlich klasse.

    Ich habe mich in meine Kindheit zurück versetzt gefühlt und weiß noch wie ich als 8-Jähriger mit Bobbelche mit gefiebert habe.

    Mir war bisher garnicht bewusst, dass Trailrunning „nur“ die kleine Schwester ist😏

    Freue mich auf jeden weiteren Text von dir. Keep it up 🤘👍👏

    1. Hallo Patrick,
      vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Ich freue mich wirklich sehr darüber 😀.
      Sowas würden ja nur böse Zungen behaupten. Und oft sind kleine Schwestern ja auch einfach cooler, verschwinden nur hinter den großen und lauten Geschwisterkindern 😇

      Hab ein tolles Wochenende

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